MUGON Talk - Der Bariton

Gepostet von Joos Kündig am

Ein Treffen mit einem alten Freund, ein Gespräch unter vier Augen. Zeit für Fragen übers Leben, das Singen und Sein. Zeit zum Lachen und zum Nachdenken. Ein Interview der etwas anderen Art. Wir hoffen es gefällt. 

Euch sagt der Name Humm nichts? Dann sei soviel vorweg geschrieben; Herr Humm ist gross, hat eine grössere Stimme und war als Winzling irgendwann einmal mit seiner Stimme im Schweizer Fernsehen. Er studiert heute an der Juilliard School in New York und hat soeben sein erstes Album herausgegeben. Die letzten Tage war er zu Besuch in Zürich, da haben wir ihn getroffen. Auszüge aus einem nicht so tiefgründigen Gespräch.

Danke Äneas für das amüsante und erfrischende Treffen.


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Tanzen oder trinken?
Tanzen!

Was ist dir wichtig?
Augenblicke geniessen, die rar sind. Das ist für mich meist neben der Bühne und weit weg von der Musik. Obwohl ich das was ich tue liebe, ist es doch auch ein Job, meine Arbeit, und entsprechend kann es sehr anstrengend werden - denn, mehrere Konzerte hintereinander zu singen, verlangt einem schon einiges ab. Deshalb mag ich den Moment, wo ich mich vergessen kann, Momente, in denen die Musik nicht im Mittelpunkt steht. 

Du hast nur noch zehn Franken für einen ganzen Abend mit deinen Freunden, was machst du damit?
Ich würde mit allerlei Leuten sprechen, sie voll quatschen und herumalbern, bis sie uns zum Abendessen einladen. Die zehn Franken würde ich aufheben, oder verschenken.

Welches Tier bist du auf dem Mars?
Haha. Ist nicht einfach, sich sowas vorzustellen, schliesslich wären die Tiere bestimmt total anders, wie wir uns das jetzt ausdenken können. Ich glaube ich wäre ein beobachtendes Tier, aber eines Mitten in der Gesellschaft. Und ich wäre wichtig, und hätte eine starken Blick. 

Deine frühsten Erinnerungen?
Am Sonntag morgen bei den Eltern in der Wohnung - es war immer sehr gemütlich.

Du gewinnst einen Tausender, was stellst du damit an?
Mit Freunden gut essen gehen.

Ein wichtiges Zitat für dich?
Picasso sagt einmal, Kunst würde den Staub des Alltages aus den Augen waschen. Mir gefällt dabei die Vorstellung, das Kunst die Perspektive, wie Dinge gesehen werden, verändern kann, Alltägliches zu Sonderbarem wird. usw.

Würde deine Stimme ein Himmel sein, wie würde dieser ausschauen?
Ein funkelndes Dunkelblau. Kühl aber erhaben. 

Was bedeutet dir deine Stimme?
Ich glaube als Musiker hat man eine Grundverantwortung. Als Sänger interessiert mich weniger die technische Höchstleistungen, vielmehr interessiert mich die Musik als ein elementarer Teil einer Gesellschaft. Wir haben mit der Musik die Möglichkeit Menschen zusammen zu bringen, Gesellschaftsschichten zu durchbrechen, Musik als Verbindung und Bildung zu verstehen.

Damit meine ich nicht, dass man Kinder einfach in ein Klassik Konzert setzten sollte (das ist eher verantwortungslos), sondern die Kinder sollten vermehrt an Musik herangeführt werden, gemeinsam Musik machen weil es Spass macht. Es ist wichtig das jeder sich über Musik äusseren kann, wenn er das will. Musik darf für die Zukunft keine Frage der Gesellschaftsschichten mehr sein. 

Du lebst heute in New York, zuvor warst du vier Jahre in Deutschland zuhause. Was waren für dich damals die Gründe, die Schweiz zu verlassen?
Ich glaube als Künstler ist es zentral, sich auch ausserhalb seines gewohnten Umfeldes behaupten zu können. Das war einer  der wichtigsten Gründe, weshalb ich mich letztlich zum Beispiel gegen ein Studium in Basel entschied, wo ich mich ebenfalls beworben hatte. Ob Studium in Zürich, Basel oder Deutschland, sie sind technisch vergleichbar, doch für die persönliche Entwicklung war es mir wichtig, weg zu gehen. Es war für mich vielleicht auch ein Test auf persönlicher Ebene.

©Tobias Humm

Gibt es etwas, dass du in deinem Leben gerade vermisst?
Im Moment nichts! (überlegt..) Ah doch, da ist etwas. Ich vermisse, dass Dinge so akzeptiert werden, wie sie sind. Es braucht nicht immer ein aber

Du singst vor allem in Deutsch. Was ist für dich die Deutsche Sprache?
Zeuge einer Hochkultur, es gibt unglaubliche Literatur. Die Sprache bedeutet für mich aber auch Alltag. 

Mit deinem musikalischer Erfolg nimmt auch die Präsenz in den Medien rasant zu. Was verändert sich dadurch für dich?
Ich trage vor allem mehr Verantwortung. Die Zuhörer kommen speziell zu einem Konzert, weil sie jetzt grösser angekündigt werden. Damit steigt auch die eigene Erwartungshaltung, ich will schliesslich niemanden enttäuschen. Gleichzeitig geniesse ich natürlich die Anerkennung, für mich und das was ich tue. Als Künstler schätzt du den Applaus, ansonsten hast du es schwierig (lacht). 

Vielleicht bin ich etwas vorsichtiger geworden, mit wem ich mich abgebe. Doch ich glaube nicht, dass ich mich sonst verändert hätte.

Du kannst Mozart nochmals zu Abend treffen, was würdest du mit ihm besprechen?
Vermutlich gar nichts. Ich würde auf die Knie fallen und gleich ohnmächtig werden. Mozart ist kaum mit einer Qualität zu beschreiben, eher ist Mozart gleich Sprachlosigkeit. Seine Stücke sind derart wunderbar komponiert, dass sie kaum greifbar sind, die Stücke sorgen für ein Gefühl, welches jede in Worte fassbare Qualität übersteigt. Er ist für mich unerklärbar.

Wenn du eine Zeitreise machen könntest, wohin würdest du gehen? 
Ich würde gerne in die Zeit des 17. und 18. Jahrhunderts hineinschauen, eine Zeit, in welcher zum Beispiel Johann Sebastian Bach lebte. Eigentlich aber bin ich ganz froh in der jetzigen Zeit zu leben und all die schönen Stücke singen zu dürfen, die bis anhin komponiert wurden.

Zuletzt noch drei Dinge, auf welche Du dich besonders freust?
Ich freue mich immer auf Zeit mit Freunden. Da ich im Moment gerade sehr viel auf der Bühne stehe, freue ich mich ebenfalls auf die Zeit danach, eine Zeit in der ich mich von der Bühne zurückziehe, viel singen und neue Stücke erlernen kann. Und dann freue ich mich gerade jetzt noch, morgen ausschlafen zu dürfen.

Wo kann man dich verfolgen?
Web - www.aeneas-humm.ch
Facebook - www.facebook.com/aeneasbariton/
Instagram - www.instagram.com/aeneashummofficial/?hl=de

 

Quelle Bilder: ©Tobias Humm

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